Der Braunbrustigel
Igel- und Wildtierhilfe - ist der Igel kein Wildtier?
Natürlich ist der Igel ein Wildtier. Die letzten Jahre in der Wildtierpflege haben jedoch gezeigt, dass der Igel mit Abstand das größte Sorgenkind der heimischen Wildtiere geworden ist.
In Schleswig-Holstein hat sich die Situation für Igel in den letzten Jahren drastisch verschlechtert. Sie sehen sich einer Reihe von Bedrohungen gegenüber, darunter der zunehmende Verlust natürlicher Lebensräume, der Rückgang der Nahrungsmittelquellen und der Einsatz schädlicher Pestizide in der Landwirtschaft. All dies hat zu einem rapiden Rückgang der Igelpopulation geführt und ihre Gesundheit und Überlebensfähigkeit stark gefährdet.
"Der Igel ist der Eisbär in unseren Gärten."
Anja Rolf, Vorstand
Aus diesem Grund haben sich viele ehrenamtliche Wildtier-PflegerInnen, die sich ursprünglich der Pflege von anderen Tierarten, z.B. Vögeln, Hasen und Fledermäusen widmeten, nun auch in das Thema „Igel“ eingearbeitet, um auf den aktuell alarmierenden Anstieg von in Not geratenen Igel reagieren zu können. Die verheerende Situation des Igels, war nicht nur Motivation für die Gründung des Vereins, sondern hat uns auch dazu bewegt, den Igel als Schlüsselfigur für die Wildtierhilfe besonders hervorzuheben. Die Gefährdung des Igels steht stellvertretend für die Bedrohung unserer heimischen Fauna und damit für den Verlust der Biodiversität in Schleswig- Holstein.
Der Igel zählt nach §44 Bundesnaturschutzgesetz in Verbindung mit der Bundesartenschutzverordnung zu den besonders geschützten Arten. Seit 2014 befindet sich der Igel auf der Roten Liste Schleswig-Holsteins in der „Vorwarnliste“.
Gestatten, Erinaceus europaeus oder einfach Braunbrustigel
Bei der in Schleswig-Holstein vorkommenden Art handelt es sich um den Braunbrustigel (Erinaceus europaeus).
Der Igel ist eines der ältesten Säugetiere. Seine Vorfahren leben seit dem Paläozän (vor 66 -56 Millionen Jahren), also „kurz“ nach dem erdgeschichtlichen Zeitalter, in dem die Dinosaurier ausgestorben sind, auf unserer Erde.
Der Igel gehört zu den Insektenfressern und ist ein typischer Kulturfolger mit eigentlich geringen Ansprüchen. Im klein strukturierten und abwechslungsreichen Siedlungsbereich findet er in naturnahen Gärten reichlich Futter und Versteckmöglichkeiten. Damit spiegeln das Vorkommen und der Zustand der Igel sehr gut den ökologischen Zustand unserer Gärten wider.
"Igel lebten schon, als noch Säbelzahntiger und Mammuts über die Erde wanderten."
Stefanie Knaup, Vorstand
Igel können bis zu sieben Jahre alt werden und wiegen zwischen 450 und 1500 g. Sie sind dämmerungs- und nachtaktiv und ernähren sich von Käfern, deren Larven und Würmern. Seltener fressen sie auch Schnecken, kleine Wirbellose und auch mal Aas.
Wusstet du, dass Igel im Durchschnitt 6.000 bis 8.000 Stacheln zum Schutz gegen Feinde haben? Zu ihren natürlichen Feinden gehören Dachse, Füchse, Eulen und Marder. Die größte Bedrohung stellt allerdings der Mensch dar. Vor allem durch den Straßenverkehr, eintönige, sterile Wohnzimmergärten, Mähroboter und Freischneider.
Igel leben in festen Revieren, wobei Männchen etwa 100 Hektar und Weibchen etwa 30 Hektar einnehmen. Die Reviergröße ist abhängig vom Nahrungsangebot und der Populationsstärke.
Sie bringen einmal, selten zweimal im Jahr, Würfe mit 2-7 Nachkommen zur Welt. Nach einer Tragezeit von 35 Tagen kommen sie nackt und blind zur Welt. Die ersten drei bis vier Wochen bleiben sie im Nest. Insgesamt bleiben sie etwa sieben Wochen lang bei der Mutter, bis sie selbstständig werden. Igel sind bekannt dafür, von Oktober / November bis April / Mai Winterschlaf zu halten.
Versorgung hilfsbedürftiger Igel
In unserer engagierten Päppelstellen setzen wir uns mit Hingabe für die Versorgung hilfsbedürftiger Igel ein. Unser oberstes Ziel ist es, diesen stacheligen Freunden die bestmögliche Pflege zukommen zu lassen, damit sie nach ihrer Zeit bei uns wieder selbstständig und bei guter Gesundheit in die Natur entlassen werden können.
Die Igel, die zu uns kommen, befinden sich in einem Zustand, der ihre Überlebensfähigkeit gefährdet. Unsere erfahrenen Pflegerinnen und Pfleger kümmern sich intensiv um ihre Bedürfnisse und sorgen dafür, dass sie die bestmögliche medizinische Versorgung erhalten. Von der Erstuntersuchung bis zur Rehabilitation basieren unsere Pflegemaßnahmen auf den neuesten Erkenntnissen der Wildtiermedizin. Dazu gehört auch eine umfassende Ausstattung mit allem was eine adäquate Pflege benötigt.
Es ist uns wichtig zu betonen, dass die Igel lediglich solange in unserer Obhut verweilen, bis sie ihre Selbstständigkeit (wieder) erlangt haben. Dann werden sie behutsam an ihren natürlichen Lebensraum zurückgeführt. Unsere Pflegestelle orientiert sich dabei strikt an tierschutz- und artgerechten Unterbringungsbedingungen.
Um stets auf dem neuesten Stand der Wildtierpflege zu sein, bilden sich unsere Pflegerinnen und Pfleger regelmäßig fort. Zudem verfügen wir über ein ausgezeichnetes Netzwerk von Experten, die bei Bedarf hinzugezogen werden können. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es uns, den Igeln eine umfassende und optimale Pflege zukommen zu lassen.
Mit unserer engagierten Hingabe und fachlichen Kompetenz setzen wir uns tagtäglich für das Wohl unserer stacheligen Schützlinge ein, damit sie bald wieder in ihre natürliche Umgebung zurückkehren können.
Wie kann ich helfen?
Die Unterstützung hilfsbedürftiger Igel in unseren Päppelstellen ist eine lohnenswerte Aufgabe, die du auf vielfältige Weise angehen kannst. Wenn du dich fragst, wie du einen Beitrag leisten kannst, um diesen stacheligen Gesellen zu helfen, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
1. Finanzielle Unterstützung:
Deine Spenden sind eine wichtige Ressource, um die Kosten für die medizinische Versorgung, Futter und artgerechte Unterbringung zu decken. Selbst kleine Beträge können einen erheblichen Unterschied machen und dazu beitragen, dass wir unsere Arbeit fortsetzen können.
2. Sachspenden:
Oft benötigen wir spezifische Materialien, um den Bedürfnissen der Tiere gerecht zu werden. Dies können Futter, alte Zeitungen, Handtücher, medizinische Versorgungsmaterialien oder auch spezielle Behausungen sein. Informiere dich bei uns, welche konkreten Bedürfnisse bestehen.
3. Freiwilligenarbeit:
Engagierte Helferinnen und Helfer sind unverzichtbar. Wenn du Zeit und Interesse hast, könntest du dich als Päppelstelle bei uns engagieren. Außerdem brauchen wir auch immer wieder Transportmöglichkeiten um Fundtiere oder Materialien zu transportieren oder auch Unterstützung bei Veranstaltungen.
4. Verbreitung von Informationen:
Teile Informationen über unsere Arbeit in deinen sozialen Netzwerken. Bewusstsein für den Schutz von Wildtieren zu schaffen und unseren Verein bekannt zu machen, kann dazu beitragen, Unterstützung zu mobilisieren.
5. Bildung und Sensibilisierung:
Informiere dich über das richtige Verhalten im Umgang mit Wildtieren und teile dieses Wissen mit anderen. Sensibilisierung für die Bedürfnisse von Igeln und anderen Tieren fördert den Schutz ihrer Lebensräume.
Denke daran, dass jeder Beitrag, sei er noch so klein, einen großen Unterschied machen kann. Deine gemeinsame Anstrengung, unseren Verein zu unterstützen, trägt dazu bei, dass die Igel bestmöglich versorgt werden und bald wieder in die Freiheit entlassen werden können. Dein Engagement macht einen bedeutenden Unterschied im Leben dieser stacheligen Schützlinge aus!